© 2024 Naturama Aargau
Zyklus 2
Kompetenzen:
NMG 2: Tiere, Pflanzen und Lebensräume erkunden und erhalten
NMG 8: Menschen nutzen Räume - sich orientieren und mitgestalten
8.1.b. können Räume in der vertrauten Umgebung erkunden, Objekte in der Natur und in der gebauten Umwelt benennen, verorten (z.B. Wälder, Gewässer, Felsgebiete, unterschiedliche und typische Bauten und Anlagen in Siedlungen und Naturräumen) und Unterschiede in der Gestaltung von Räumen beschreiben.
8.5.d. können räumliche Situationen (z.B. eigenes Zimmer, Schulzimmer, Spielplatz) mit eigenen Skizzen und Plänen darstellen und diese anderen Personen erklären.
Ausgehend vom gedanklichen Versteckspiel erkunden die Schülerinnen und Schüler den Lebensraum Wald. Sie erkennen, dass ihr Versteck verschiedene Bedeutungen für andere Lebewesen und den Wald hat.
Schülerinnen und Schüler verbringen Zeit möglichst alleine in ihrem Lieblingsversteck und wenden einen Forschungstrick an, der sie in die Ökologie von Lebensräumen einführt.
Der Forschungstrick spielt mit zwei Blickwinkeln auf das Versteck, die bewusst eingesetzt werden: Mit dem Lebens-Blick beobachten die Schülerinnen und Schüler Lebewesen und Spuren von Lebewesen, mit dem Raum-Blick nehmen sie die Beschaffenheit des Versteckes wahr. Diese Blickwinkel entsprechen einem naturwissenschaftlichen Lebensraumbeschrieb (Lebensgemeinschaft, Lebensort).
Die Schülerinnen und Schüler üben sich in Systemdenken und kooperativem Lernen: Sie hinterfragen und vernetzen ihre Einzel-Erkenntnisse aus den beiden Blickwinkeln und stellen sie in einem Gemeinschaftswerk aus. So erhalten sie erste Einblicke in die Beziehungen in einem Ökosystem, hier am Beispiel Wald.
Wald als Natur-, Erlebnis- und Erholungsraum für Menschen
Durch jahrhundertlange nachhaltige Bewirtschaftung und ein striktes Waldgesetz ist der Wald in der Schweiz ein vielfältiger und kleinflächig strukturierter Lebensraum geblieben, der allen zugänglich ist.
Siedlungsnahe Wälder haben Erholungsfunktion für uns Menschen. Dieser Erholungsdruck kann zu Konflikten mit Flora und Fauna sowie mit der wirtschaftlichen Nutzung des Waldes führen.
Für Kinder ist der Wald ein frei zugänglicher Naturerfahrungsraum. Deshalb besitzen sie aus ihrer Freizeit ein Erfahrungs-Wissen zum Lebensraum Wald. Für Schulen ist der Wald oft die nächstgelegene sichere Natur-Lernumgebung. Diese Vorausetzungen machen den Wald zum lebendigen Unterrichtsort.
Wald und Bäume: Zahlen und Tatsachen
Wald als Lebensraum, ökologisch gesehen
Lebensraum setzt sich zusammen aus Leben und Raum, ein Raum für Leben. Darauf beruhen auch ökologische Methoden, einen Lebensraum zu beschreiben. Es werden die unbelebte Natur (mit den sogenannten abiotischen Faktoren) und die belebte Natur (mit den sogenannten biotischen Faktoren) beschrieben.
Die unbelebten Faktoren beschreiben die Beschaffenheit des Lebensraumes am jeweiligen Ort. Zu ihnen gehören z.B. Niederschlagsmenge, Sonneneinstrahlung, Wind, Nährstoffe im Boden, etc. Diese Faktoren können wir wahrnehmen (meist unbewusst und indirekt).
Die belebten Faktoren beschreiben die Lebewesen und ihre Beziehungen untereinander am jeweiligen Ort. Zu ihnen gehören verschiedene Tiere, Pflanzen, Pilze und ihre Beziehungen untereinander, z.B. Nahrungsbeziehungen, Schutz- und Versteckfunktionen etc. Pflanzen, Tiere und deren Spuren können wir aktiv beobachten.
Wald lässt sich zu jeder Jahreszeit erleben. Er ist ein ausserschulischer Lernort, der regelmässig in den Unterricht integriert werden kann.
Ein Wechsel zwischen bewegtem Unterricht und ruhigen Sequenzen ist ohne Ortswechsel möglich.
Als vielfältiger Lebensraum spricht der Wald vielfältige Interessen der Schülerinnen und Schüler an. Bei wiederkehrendem Aufenthalt mit frei wählbaren Lernangeboten werden sie zu eigenmotivierten Waldexperten und Waldexpertinnen.
Wald hat wirtschaftliche, soziale, kulturelle und ökologische Bedeutung und eignet sich deshalb als Beispiel für interdisziplinäres vernetztes Lernen.
Für alle längeren Unterrichtsvorhaben muss der verantwortliche Förster kontaktiert werden. Er hat Tipps und unterstützt, z.B. bei der Suche eines wiederkehrend genutzten Zentrumsplatzes für die Klasse.
Versteckspielen liegt der Lebenswelt der Kinder nahe. Sie besitzen durch dieses Spiel Vorwissen und Vorerfahrungen über Verstecke im Allgemeinen, oft auch im Lebensraum Wald. Schritt 1 knüpft daran an: Suchbild und Austausch über Versteckerfahrungen der Schülerinnen und Schüler holen ihr Erfahrungswissen ins Bewusstsein. Sie können ein Versteck beschreiben und halten fest, was sie tun müssen, um gut versteckt zu sein. Verstecken ist in unserem Kulturkreis ein bekanntes Erlebnisspiel. Für Kinder anderer Kulturen ist der Wald kein Ort zum Spielen. Sie verbinden ihn eher mit Gefahr oder Tätigkeiten wie Pilze sammeln und jagen. Ein Austausch über solche Walderfahrungen holt die vielfältige und kulturell unterschiedliche Waldbedeutung ins Bewusstsein. Und leistet somit auch einen Beitrag zur Integration von Kindern mit Migrationshintergrund. Ein Waldtag in der Woche / im Monat ermöglicht aktives Lernen. Hier wird Verstecken gespielt. Zusätzlich kann als Vorbereitung auch im Schulhausareal Verstecken gespielt werden. Beim Schulverlag plus kann das Lebensraumbild vom Suchbild mit Tieren bezogen werden.
Mit den untenstehenden Bildern können weitere Versteckmöglichkeiten verdeutlicht werden. Sie erweitern den Lebensraum auch nach oben (klettern) und unten (Bodenkuhlen). Es gehören jeweils zwei Bilder zusammen: Suchbild und Kind im Bild vergrössert.
Der Film „Versteck entdeckt“ zeigt Vorgehen und mögliche Entdeckungen mit beiden Blicken.
Mit dem Lebens-Blick beobachten die Schülerinnen und Schüler Lebewesen und Spuren von Lebewesen in ihrem Versteck, mit dem Raum-Blick nehmen sie die Beschaffenheit des Verstecks wahr.
Verstecke sind Lebensräume für Pflanzen und Tiere. Pflanzen, Tiere und deren Spuren können aktiv beobachtet werden.
Verstecke haben verschiedene Beschaffenheiten. Diese werden meist unbewusst und indirekt wahrgenommen.
Die Verstecke mit diesen beiden Blicken zu betrachten, erschliesst gezielte Informationen, denn die Blicke entsprechen einer Lebensraumbetrachtung in der Ökologie. Ein Ökosystem besteht aus Lebensraum und Lebensgemeinschaft, die sich gegenseitig beeinflussen.
Diskussionen welches Objekt, welche Feststellung nun mit welchem Blick erkannt wird, sind durchaus erwünscht und nötig. Es ist nicht immer klar und soll es auch nicht sein. Wichtig ist, dass die Schülerinnen und Schüler erkennen, dass durch das Auffinden von Spuren indirekt Lebewesen beobachtet werden. Es kann auch Sinn machen, einen Stein "leben zu lassen" und so in Diskussion und Austausch über "was ist Leben" zu kommen.
Der Forschungstrick ist auch ein kindgerechter Einstieg ins systemische Denken. Das Versteck, welches für die Schülerinnen und Schüler eine Einheit bildet, wird gezielt erforscht. Dabei werden vorübergehend nur die Einzelaspekte (Leben und Raum) betrachtet. Schritt 4 führt die Einzelaspekte zusammen.
Zusätzliche Werkzeuge unterstützen die Schülerinnen und Schüler dabei, mit geschärften Sinnen unterwegs zu sein. Z.B. Lupe für genaues Betrachten oder Thermometer zur Temperaturmessung.
Nun suchen sich die Schülerinnen und Schüler ein echtes Versteck im Wald. Dazu benutzen sie ihre Überlegungen aus Schritt 1. Im Versteck bearbeiten sie den Forschungsauftrag.
Den Schülerinnen und Schülern wird eine relativ lange selbstständige Sequenz im Wald abverlangt. Alleine in ihrem Versteck nehmen sie die Beschaffenheit bewusst wahr und beobachten konzentrierter. Verschiedene Sinnesspiele schärfen die Wahrnehmung und bringen die Schülerinnen und Schüler in konzentrierte Stimmung. Geeignete Spiele finden sich in
Der Forschungsauftrag leitet die Schülerinnen und Schüler an, schrittweise vorzugehen. Den Auftrag herunterladen, ausdrucken, 1x längs und 1x quer falten: So entsteht ein handliches Forschungsheft.
Weitere Überlegungen/Fragen zur Umsetzung im Wald:
Schritt 4 macht die Einzelentdeckungen mit dem Lebens- und dem Raum-Blick für alle sichtbar. Damit stehen sie in einem Gesamtbild und sind vernetzt. So entsteht ein Ökosystem Wald und die Abhängigkeiten von Raum und Lebensgemeinschaft werden augenfällig.
Die Schülerinnen und Schüler arbeiten gemeinsam in Auswertungsgruppen und tragen ihre Erkenntnisse in einem Gemeinschaftswerk zusammen. Dabei gilt es, vorher die Darstellungsart zu wählen.
Möglichkeiten sind:
Ein Auswertungsbeispiel:
Die Auswertungsfragen in Schritt 4 sind offen, sie dienen als Denkanstösse und regen die Vernetzung an.
Der Lebens-Blick
Der Raum-Blick
Fundgrube für Bilder und Fachinformation:
Mit älteren Schülerinnen und Schülern lassen sich aus den Denkanstössen direkte Bezüge in biologische Basiskonzepte machen. Konzepte zu finden in:
Mit den Naturama Aktions-Kisten, wie zum Beispiel der Waldkiste oder der Wildtierkiste stehen zahlreiche Materialien für den Unterricht zur Verfügung. Sie erweitern die Ideen für den erlebnisreichen Unterricht im Freien und im Schulzimmer. Neben den vielen Medien und den Modellen unterstützt die didaktische Umsetzungshilfe ein breit gefächertes Angebot für einen lebendigen, praxisbezogenen Unterricht auf allen Stufen.
Beim Museumsbesuch können die Bibliothek und die Leseecke zum Recherchieren und Bearbeiten der Forschungsaufträge genutzt werden.
Weitere Informationen zu Inhalt und Ausleihe:
Der Wald und seine Bewohner sind in der Ausstellung vielfältig inszeniert. Mit den Blickwinkeln und Dokumentationen kann auch im Museum gearbeitet werden. Klassen, die sich an der Kampagne „Bäume wachsen in den Himmel“ beteiligen, haben die Möglichkeit, ihre Resultate auszustellen.
Das Team der Museumspädagogik berät Lehrpersonen bei Ausstellungsbesuchen rund um den Schwerpunkt Wald. Der Besuch der Ausstellung wird durch Forschungsaufträge unterstützt.
Weitere Informationen zum Besuch der Ausstellung oder Ideen zur Arbeit Blickwinkeln im Museum:
Das Team der Fachstelle Umweltbildung des Naturama Aargau berät Lehrpersonen und Schulen rund um das Thema Wald: Unterrichtsfragen, Medien, ausserschulische Lernorte, Exkursionsdidaktik oder Fragen rund um den Auenschutzpark Aargau.
Weitere Informationen zu Wald und Unterricht: