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Zyklus 3, Sekundarstufe II
Kompetenzen:
NT 1: Natürliche Grundlagen der Erde untersuchen
1.3. Die Schülerinnen und Schüler können Naturphänomene und Naturereignisse erklären.
NT 9: Ökosysteme erkunden
9.1. Die Schülerinnen und Schüler können aquatische Ökosysteme untersuchen und beurteilen.
9.1.a. können mit geeigneten Instrumenten Daten über abiotische (z.B. Strömungsgeschwindigkeit, Wassertemperatur) und biotische Faktoren (z.B. Leitorganismen für Wassergüte wie Eintagsfliegenlarven) zu aquatischen Ökosystemen sammeln, ordnen und auswerten. Aquatisches Ökosystem, abiotische und biotische Faktoren.
9.2.b. können Untersuchungen zur Wechselwirkung zwischen Pflanzen und Böden planen, durchführen und auswerten (z.B. Veränderungen des pH-Wertes mit zunehmender Entfernung von einem Baumstamm, Zunahme des Sandanteils von der Bodenoberfläche in den Untergrund). Bodeneigenschaften und Zeigereigenschaften von Pflanzen.
können auf der Basis der gesammelten Daten Schlussfolgerungen zu den vermuteten Wechselwirkungen innerhalb von terrestrischen Ökosystemen ziehen sowie diese gewichten und generalisieren.
9.2.c. können Informationen und Informationsquellen zum Boden als Ressource einordnen, Schlussfolgerungen für eine nachhaltige Nutzung ziehen und diese beurteilen. Bodennutzung, Nährstoffkreisläufe.
Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit dem Verlust der Auen in den letzten 150 Jahren und dem damit verbundenen Landschaftswandel auseinander. Sie lernen am Beispiel des Projektes «Chly Rhy» in Rietheim repräsentative Massnahmen einer Auenrenaturierung kennen. Die Schülerinnen und Schüler wenden ihr erworbenes Wissen an, indem sie einen Gewässerabschnitt auswählen und ein Renaturierungskonzept entwickeln, diskutieren und präsentieren.
In den letzten 200 Jahren sind im Aargau infolge Industrialisierung, Nutzung der Wasserkraft, Zunahme der Siedlungsgebiete und Intensivierung der Landnutzungen rund 88% der einstigen Auenfläche verschwunden. Der dramatische Lebensraumverlust hat im Aargau zum Aussterben und zu grossen Bestandseinbussen vieler Arten geführt. Umweltverbände haben deshalb 1993 eine Volksinitiative zur Schaffung des Auenschutzparks Aargau lanciert. Seit dem 4. Oktober 1994 ist der Verfassungsartikel in Kraft:
Verfassung des Kantons Aargau, § 42 Abs. 5
«Der Kanton Aargau schafft innert zwanzig Jahren nach Inkrafttreten dieser Verfassungsbestimmung zum Schutze des bedrohten Lebensraumes der Flussauen und zur Erhaltung der landschaftlich und biologisch einzigartigen, national bedeutsamen Reste der ehemaligen Auengebiete einen Auen-Schutzpark. Dieser setzt sich, ausgehend vom Wassertor der Schweiz, aus Teilflächen längs der Flüsse Aare und Reuss und ihrer Zuflüsse zusammen. Er weist eine Gesamtfläche von mindestens einem Prozent der Kantonsfläche auf.»
1% der Kantonsfläche entspricht mehr als 14 km2 oder 1,5-mal der Fläche des Hallwilersees. In den 20 Jahren konnten rund 24 Renaturierungsprojekte unterschiedlicher Grösse realisiert werden. Per Ende 2013 hat der Auenschutzpark das Ziel in qualitativer Hinsicht auf 0,94 % der Kantonsfläche erreicht, diese Gebiete können als qualitativ «gute» Auen bezeichnet werden. Die noch ausstehenden Flächen sind in Planung und die Projekte sollen in den nächsten Jahren umgesetzt werden.
Mit Ausnahme der natürlich entstandenen Aue in Möriken-Wildegg sind alle übrigen Auen durch minutiöse Planungsarbeiten und Eingriffe von Baumaschinen gebaut worden. Danach nimmt der Fluss mit seinem Hochwasser die Feinmodellierung selber vor. Dabei sind ihm allerdings Grenzen gesetzt – die Dynamik bleibt kontrolliert und reguliert. Denn die nächste Brücke, Leitung, Wehranlage oder ein Siedlungsgebiet steht nahe am Fluss. Rund zwei Drittel des Auenschutzparks werden durch Kraftwerksbetriebe beeinflusst. Natürliche Auen brauchen keinen Unterhalt. Im Aargau kann eine solche Wildnis aber nur abschnittweise toleriert werden, weil im folgenden Flussabschnitt schon bald die nächsten Infrastrukturanlagen nahe am Ufer stehen.
Dieses Kapitel eignet sich durch das vorausgesetzte Sachwissen, die offene Fragestellung, die nötigen Transferleistungen sowie die geforderten Kompetenzen für erweiterte Ansprüche oder spezielle Unterrichtsformen wie Projektwochen, Naturwissenschaftliche Praktika, Atelierunterricht, Schwerpunktfächer oder Projekte der Begabungsförderung.
Die Aue in Rietheim steht in diesem Kapitel stellvertretend für renaturierte Flussauen im Auenschutzpark Aargau oder für Renaturierungsprojekte an Bächen.
Da ein wichtiger Teil des Unterrichts an Fliessgewässern stattfindet, sollen die ausserschulischen Lernorte gut erreichbar sein. Dies trifft vor allem für die Gewässerabschnitte zu, welche die Schülerinnen und Schüler selbst untersuchen sollen. Für eine gemeinsame Exkursion am Anfang kann auch ein längerer Weg sinnvoll sein. Dafür eignen sich neben der Aue am Rhein in Rietheim viele andere Gebiete des Auenschutzparks Aargau an Aare, Reuss, Limmat oder an der Bünz.
Der Unterricht im Freien ist ein wichtiges Element der Umweltbildung. Die Sicherheit geht beim Lernen in der Natur vor. Eine angemessene Risikoeinschätzung gehört zur verantwortungsvollen Planung und trägt zur sicheren Umsetzung des Lernens in der Natur bei.
Die Inhalte des Kapitels lassen sich unabhängig einer bestimmten Jahreszeit bearbeiten. Falls gewisse Massnahmen im Rahmen eines grösseren Projektes umgesetzt werden können, müssen bauliche Massnahmen im Winterhalbjahr stattfinden. Bei der Planung ist zu berücksichtigen, dass Wissen aus den vorhergehenden Kapiteln vorausgesetzt wird.
Die Schülerinnen und Schüler lernen in knapper Form den Grund für die Bezeichnung des Aargaus als Wassertor der Schweiz kennen. Das Audio thematisiert den Verlust der vielfältigen Auengebiete und die Entwicklung hin zu gezähmten Flüssen und intensiv genutzten Landschaften. Diese Entwicklung gilt für alle Flusstäler und die vorwiegende Anzahl Bäche im Mittelland. Ton, Text und Bild können sich dabei ergänzen und gegenseitig unterstützen.
Die Aue «Chly Rhy» in Rietheim steht stellvertretend für andere Gebiete des Auenschutzparks Aargau. Der Prozess der Realisierung und die getroffenen Massnahmen sind repräsentativ für dynamische Renaturierungen.
In dieser Phase ist eine Exkursion in ein Auengebiet notwendig, damit sich Schülerinnen und Schüler die Veränderungen des Raumes nicht nur auf Karten und Plänen vorstellen können. Sie sollen die Strukturen in der Landschaft und die Massnahmen vor Ort entdecken und erkennen. Die Aue in Rietheim eignet sich dafür besonders gut. Dies gilt aber auch für eine Reihe weiterer Auenschutzgebiete.
Informationen zu weiteren Gebiete des Auenschutzpark Aargau:
Dieser Schritt setzt neben dem Kennen möglicher Renaturierungsmassnahmen und der Raumorientierung auf Karte und in der Landschaft inhaltliches Wissen aus den vorhergehenden Kapiteln voraus. Die Erarbeitung eigener Renaturierungsvorschläge ist eine anspruchsvolle Transferaufgabe, die projektartiges Vorgehen verlangt. Je nach Wissen und Kompetenzen brauchen die Schülerinnen und Schüler entsprechende Begleitung.
Die 5 Kriterien dienen einerseits zur Orientierung der Schülerinnen und Schüler, andererseits soll die Aufgabenstellung möglichst offen bleiben und unterschiedliche Prozesse und Produkte ermöglichen. Zur Steuerung können zusätzliche Kriterien vorgegeben werden.
Die Schülerinnen und Schüler versammeln sich in Expertenrunden und diskutieren ihre Projekte. Die Organisation und der Rahmen dieser Diskussionen können von der Lehrperson festgelegt oder durch die Schülerinnen und Schüler selbst erarbeitet und umgesetzt werden.
Die Expertenrunde soll dazu führen, dass die Projektentwürfe überarbeitet und finalisiert werden. Für die Projektpräsentation gibt es drei formale Vorgaben. Wenn nötig präzisiert die Lehrperson diese Kriterien, damit die gewünschten Resultate erreicht werden können.
Mit der Präsentation in der Galerie kann die Projektarbeit abgeschlossen werden. Sie kann aber auch dazu dienen, die Ideen einem weiteren Publikum vorzustellen oder in einem Wettbewerb bestimmte Projekte der Klasse auszuzeichnen. Jurierte Projektideen könnten je nach Möglichkeit und entsprechender externer Unterstützung umgesetzt werden.
Mit den Naturama Aktions-Kisten wie zum Beispiel der Biber-Box oder der Amphibienkiste stehen zahlreiche Materialien für den Unterricht zur Verfügung. Sie erweitert die Ideen für den erlebnisreichen Unterricht im Freien und im Schulzimmer.
Die Bibliothek eignet sich für Recherchearbeiten im Projektunterricht. Neben umfangreichen Medien zum Thema stehen auch Arbeitsplätze bereit.
Weitere Informationen zur Bibliothek:
Die Aktionskiste steht für Exkursionen, Workshops und andere Anlässe in der Aue zur Verfügung. Sie enthält ausgewählte Materialien, Anschauungsobjekte, Bilder und Medien für die Arbeit im Freien. Dazu gehören auch Impulse zu verschiedenen Themen einer Exkursion in die Lebensräume der Aue. Exkursionsleitende oder Lehrpersonen können die Materialen über das Sekretariat der Schule Rietheim ausleihen.
Lebensraum Fliessgewässer, Aue und Wald sind im Naturama vielfältig inszeniert. Im Reliefraum ergänzen weitere Filmausschnitte den Einblick in unseren Auenkanton.
Das Team der Museumspädagogik berät Lehrpersonen bei Ausstellungsbesuchen rund um den Schwerpunkt Auen oder Renaturierung. Der Besuch der Ausstellung wird durch Forschungsaufträge unterstützt.
Weitere Informationen zum Besuch der Ausstellung im Museum:
Das Team der Fachstelle Umweltbildung des Naturama Aargau berät Lehrpersonen und Schulen rund um das Thema Auen: Unterrichtsfragen, Medien, ausserschulische Lernorte, Exkursionsdidaktik oder Fragen rund um den Auenschutzpark Aargau.
Weitere Informationen zu Auen und Unterricht:
Das Videoportal zeitraumaargau.ch der Abteilung Raumplanung des Kantons Aargau zeigt eine Vielzahl an historischen und aktuellen Filmen über den Kanton Aargau. Beim Thema Gewässer auf expedio.ch sind 5 Filme mit engem Bezug zu den Auen für den Unterricht aufgearbeitet.
Der Überflug führt entlang des Rheins von Rheinfelsen (ZH) über Kaiserstuhl und Zurzach bis nach Rietheim. Diese Perspektive zeigt die Flusslandschaft, wie sie vom Mensch vielfältig und intensiv genutzt wird. Am Ende der Sequenz wird das Zurzacher Feld überflogen und das Gebiet des «Chly Rhy» vor der Renaturierung gezeigt. Dies kann die Themen der Schritte 1 und 2 erweitern oder dazu dienen, potenzielle Stellen zu erkennen, die sich für eine Renaturierung wie in Schritt 3 eignen würden.
Die Projekte können nach folgenden Kriterien beurteilt werden: